Archiv für Forschung und Projekte

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Informieren Sie sich hier über unsere abgeschlossene Forschung und vollendete oder verstetigte und etablierte Projekte

Vor dem Hintergrund wachsender Multikulturalität und Mehrsprachigkeit an den Schulen Europas ist ein Gesamtsprachencurriculum ein planerischer Versuch, mehr Fremdsprachen im schulischen Curriculum unterzubringen, damit SchülerInnen eine größere Vielfalt an Sprachen in intensiverer Form kennenlernen können. Das Curriculum umfasst also nicht nur Mehrheits- und klassische Fremdsprachen, sondern je nach Schulkontext auch regionale, Familien-, Minderheiten- und Nachbarsprachen.

Organisatorisch und methodisch sieht das Konzept die Nutzung von Ansätzen wie integriertes Sprachen- und Fachlernen, Projektunterricht und fächerübergreifender Unterricht vor. Auch Mehrsprachigkeitsdidaktik, Tertiärsprachendidaktik und Interkomprehensionsdidaktik spielen dabei eine zentrale Rolle.

Das Schulentwicklungsprojekt formatio · plurilingual · digital ist ein Kooperationsprojekt mit der formatio Privatschule in Triesen/Liechtenstein. In der Projektlaufzeit 2019–2022 wird am Oberstufengymnasium – neben einer Ausrichtung auf Digitalisierung nach den Grundsätzen von VUCA (volatility‚ uncertainty, complexity, ambiguity) – die Mehrsprachigkeit weiter ausgebaut und ein Gesamtsprachencurriculum (nach Hufeisen 2016) eingeführt. Das prototypische Gesamtsprachencurriculum zeichnet sich dabei durch folgende Charakteristika aus:

• Es ist sprachenübergreifend und umfasst nicht nur Fremdsprachen, sondern bezieht gleichberechtigt auch die Unterrichts- und Umgebungssprache(n), die Dialekte, die Herkunftssprachen und die so genannten klassischen Fremdsprachen mit ein.

• Es ist fächerübergreifend und bewegt sich vom sprachensensiblen Fachunterricht zum fächersensiblen Sprachenunterricht und umgekehrt.

• Es ist projektorientiert und jahrgangsübergreifend, indem in den ausgewählten Projekten Jugendliche selbstständig zu einem Thema aus der Perspektive verschiedener Fächer in altersheterogenen Gruppen an eigenen Aufgaben arbeiten.

• Es ist inklusiv und partizipativ in dem Sinne, dass selbstverständlich nicht nur alle Lehrenden und Lernenden einbezogen werden, sondern auch AkteurInnen wie Stakeholder, Eltern und die Öffentlichkeit.

Das Fachgebiet Sprachwissenschaft – Mehrsprachigkeit an der TU Darmstadt ist an dem Projekt mit Fortbildung und Forschung beteiligt. Im Zentrum steht dabei die Forschungsstudie „Mehrsprachige Kompetenzen als integrierte Bestandteile eines Gesamtsprachencurriculums“ von Joachim Schlabach. In Einzelstudien durch andere Forschende werden weitere Aspekte wie Spracherwerb, CLIL etc. untersucht, aber auch der digitale Anteil des Projektes.

Das Projekt wurde 2019 mit dem Europäischen Sprachensiegel ausgezeichnet (siehe Bericht ).

Das Projekt PlurCur war am Europäischen Fremdsprachenzentrum in Graz angesiedelt und lief in den Jahren 2012 bis 2015 im Rahmenprogramm “Learning through languages – Promoting inclusive, plurilingual and intercultural education”. Ein Netzwerk von sechzehn Schulen unterschiedlicher Schulformen in sieben europäischen Ländern (Estland, Deutschland, Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, Tschechien) erprobte Aspekte eines prototypischen Gesamtsprachencurriculums, wie es 2011 von Hufeisen vorgeschlagen wurde.

Einige der entstandenen Unterrichts- und Schulprojekte sowie die Faktoren, die die Umsetzung gesamtsprachencurricularer Aspekte in PlurCur beeinflussten, wurden auf der Webseite www.ecml.at/plurcur zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wurde eine Buchpublikation erarbeitet, die die einzelnen Projektschulen und ihre Projekte dokumentiert, das prototypische Gesamtsprachencurriculum von 2011 erneut reflektiert und über im Rahmen des Projektes durchgeführte Forschung berichtet (Allgäuer-Hackl/Brogan/Henning/Hufeisen/Schlabach 2015a). Ein Bericht über das Abschlusstreffen, das im Rahmen der Initiative Deutsch 3.0 des Goethe-Instituts stattfand, ist online zu finden.

Die Ansätze aus PlurCur werden im von EU-Programm Erasmus+ geförderten Projekt Plur>E fortgeführt und weiterentwickelt. Sieben Sekundarschulen aus fünf europäischen Ländern (Deutschland, Italien, Irland, Österreich, Türkei) führen Schulprojekte zur Förderung von Mehrsprachigkeit durch. Sie reflektieren dabei insbesondere die Wege, die in der Schulentwicklung beschritten werden müssen, um dabei auch mittel- und langfristig erfolgreich zu sein.

Die ProjektpartnerInnen haben sich bereits in Tralee (Irland), Istanbul (Türkei) und Meran (Italien) getroffen. Im September 2017 findet das letzte Projekttreffen an der TU Darmstadt statt. Zur direkt im Anschluss stattfindenden Abschlusskonferenz am 22. September 2017 sind alle Interessierten aus Schule, Schulentwicklung, Lehrerausbildung und Bildungspolitik herzlich eingeladen. Weitere Informationen zur Konferenz finden Sie hier (Kontakt: ).

Die Fortschritte des Projektes sowie Ergebnisse werden auf der Webseite www.plur-e.eu dokumentiert und auch auf Facebook ist das Projekt aktiv.

Elisabeth Allgäuer-Hackl, Kristin Brogan, Ute Henning, Britta Hufeisen & Joachim Schlabach (Hg. 2015a): MehrSprachen? – PlurCur! Berichte aus Forschung und Praxis zu Gesamtsprachencurricula. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren (Mehrsprachigkeit und multiples Sprachenlernen 11).
Hufeisen, Britta (2016): Gesamtsprachencurriculum, in: Burwitz-Melzer/Mehlhorn/Riemer/Bausch/Krumm (Hg.), Handbuch
Fremdsprachenunterricht. Tübingen, A. Francke Verlag (UTB), 167–172.
Elisabeth Allgäuer-Hackl, Kristin Brogan, Ute Henning, Britta Hufeisen & Joachim Schlabach (Hg. 2015b): Erste Schritte zur Entwicklung von Gesamtsprachencurricula: Beispiele aus der schulischen Praxis /
Towards whole school language curricula: Examples of practice in schools
. Webseite des Projektes PlurCur. Graz: ECML. Online unter http://www.ecml.at/plurcur. Available in German and English.
Britta Hufeisen (2011): Gesamtsprachencurriculum. Weitere Überlegungen zu einem prototypischen Modell. In: Baur, Rupprecht S. & Hufeisen, Britta (Hg.): „Vieles ist sehr ähnlich“. Individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit als bildungspolitische Aufgabe. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren (Mehrsprachigkeit und multiples Sprachenlernen, 6), 265-282. English version available online (opens in new tab).
Britta Hufeisen (2015a): Zur möglichen Rolle der sog. klassischen Sprachen für Gesamtsprachencurriculumskonzepte. In: Hoffmann, Sabine & Stork, Antje (Hg.), Lernerorientierte Fremdsprachenforschung und -didaktik. Tübingen: Narr, 45-57.
Britta Hufeisen (2015b): Gesamtsprachencurricula – Zwischenbericht zur Projektidee „PlurCur“ am Europäischen Fremdsprachenzentrum. In: Böcker, Jessica & Stauch, Anette (Hg.), Konzepte aus der Sprachlehrforschung – Impulse für die Praxis. Frankfurt: Peter Lang, 103-124.